Ich erzählte mal jemandem, dass ich eine Hundeschule habe, der dann antwortete „mein Hund braucht keine Hundeschule mehr. Er hört aufs Wort: Stopp, Steh, Sitz, Fuß, Hier.“
Ich war ehrlich schockiert, weil das überhaupt nicht das ist, worum es in einem Hundeleben (und in der Hundeschule) geht.
Die Forschung der letzten Jahre zeigt: Hunde haben vielfältige Bedürfnisse und Emotionen und gehen komplexe soziale Bindungen eing. Sie lernen auf viele verschiedene Arten, können komplizierte Probleme lösen und Entscheidungen treffen. Alles, was sie tun, dient einem Zweck: wer jagt, hat einen vollen Magen. Wer sein Territorium markiert, hat ein sicheres Zuhause. Wer etwas gut kann, übt und verbessert sich und bringt sich sinnvoll in die Familie ein.
Ein Hund wünscht sich Sinnhaftigkeit, denn er selbst nimmt sich und seine Existenz ernst. Er kann seit seiner Geburt liegen, wieso soll er das „auf Kommando lernen“? Ein Hund würde sagen: Im Liegen kann ich besser einer Beute auflauern. Im Liegen komme ich besser zur Ruhe. Im Liegen kann ich Neues besser beobachten und verstehen. Der Hund hat etwas davon, wenn wir uns in ihn hineinversetzen und Signale in seine Lebensrealität einbetten. Hunde sehen ihren Lebenszweck nicht darin, auf Befehle zu reagieren. Signale sind kein Selbstzweck.
Die Lebenswelt unserer Hunde ist unfassbar spannend, wenn wir uns die Mühe machen, uns auf sie einzulassen! Ein Hund will Dinge lernen und tun, die sein Leben bereichern. Was ihn bereichert, entscheidet er allein. Hundeschulen sind ein Ort für alle, die sich die Hundewelt mit eigenen Augen anschauen möchten. In den meisten Hundeschulen gibt es neben Erziehung auch Angebote zu Entspannung, Umweltsicherheit und Beschäftigung. Dort kannst du neue Signale beibringen oder – wenn dein Hund tatsächlich schon alle Signale kennt – euer Können in die Aufgaben einbringen. Ist doch super, wenn ihr schon so ein tolles Team seid, dann könnt ihr von dort aus nach den Sternen greifen!
Es gibt trotzdem einige Gründe, nicht in die Hundeschule zu gehen.
… du keine Lust hast, nette Menschen mit den gleichen Interessen kennenzulernen.
… du kein noch besseres Team mit deinem Hund werden willst.
… du kein Interesse daran hast, deinen Hund besser zu verstehen.
… dir Infos aus Blogartikeln und Youtube Videos ausreichen.
… du alles schon weißt.
… du keine neuen Orte erkunden möchtest.
... du ungern mit deinem Hund zusammen Spaß hast.
… du deine Komfortzone nicht verlassen möchtest.
… du nicht gerne über Hunde (oder deinen Hund) redest.
… dich Hunde nicht interessieren.
… dich neueste Erkenntnisse über Hunde nicht interessieren.
… du deinen Hund nicht artgerecht beschäftigen willst.
… du Abenteuer und Herausforderungen hasst.
... dir familiäre Atmosphäre und nette Gespräche nicht wichtig sind.
… euer Leben nicht noch cooler und leichter werden soll.
Ansonsten gilt: Du kannst in die Hundeschule gehen, auch wenn dein Hund schon viele (alle?) Signale kennt. Kein Geheimnis: Cara und ich gehen zur Hundeschule. Warum auch nicht?