Wir alle wünschen uns, dass unser Hund eine tiefe Beziehung zu uns eingeht, unserem Urteil vertraut und sich mit allen Sorgen an uns wendet. Eine sichere Bindung passiert aber nicht zufällig und einfach so: du beeinflusst in großem Maße, ob und wie dein Hund sich an dich bindet. Und alles, was man beeinflussen kann, ist super!
Was ist Bindung?
Bindung ist eine sehr enge und mehr oder weniger exklusive Beziehung, die intensive Gefühle auslöst. Man versucht, Nähe aufrechtzuerhalten und erlebt Stress bei Trennung. Das Bedürfnis nach Bindung ist ein angeborenes Grundbedürfnis vieler Tierarten. So auch bei Menschen und Hunden.
Bindung sichert und erleichtert das Überleben, denn gemeinsam ist man stärker. Sie ist in sich ein eigenes Bedürfnis und befriedigt gleichzeitig andere Bedürfnisse wie Sicherheit, Zugehörigkeit und Versorgung.
In der Regel findet Bindung innerhalb der eigenen Art statt. Hunde und Menschen sind durch ihren intensiven, jahrtausendealten Kontakt ein Sonderfall. Die Forschung ist sich trotzdem noch nicht ganz sicher, ob Hunde sich an uns binden.
Klar ist: sollten Hunde sich an uns binden, leben sie in einem Abhängigkeitsverhältnis, ähnlich einer Eltern-Kind-Beziehung.
Außerdem hat man in Versuchen ähnliche Bindungstypen wie bei uns Menschen gefunden. Welche Bindungserfahrungen man macht, hängt von der Erziehungsperson ab.
Bindungstyp
Erziehungsperson
(mögliche) Folgen für den Zögling
sicher
ist feinfühlig & liebevoll ist fürsorglich erkennt Bedürfnisse befriedigt Bedürfnisse verlässlich setzt Grenzen stellt logische Konsequenzen gibt Sicherheit ist berechenbar
ist offen hat hohes Selbstvertrauen ist sozial kompetent ist empathisch hat eine gute Impulskontrolle ist stressresistent ist frustrationstolerant ist flexibel
unsicher-vermeidend
ist zurückweisend und desinteressiert geht nicht auf Bedürfnisse ein setzt keine Grenzen gibt keine Sicherheit
hat wenig Selbstvertrauen ist zurückgezogen hat ein hohes Stresslevel ist distanzlos ist impulsiv
unsicher-ambivalent
ist willkürlich streng oder grenzenlos ist unberechenbar und widersprüchlich ist plötzlich bedrohlich oder liebevoll befriedigt Bedürfnisse wechselhaft wird als inkompetent wahrgenommen
ist unsicher, ängstlich oder aggressiv, bedrohlich ist wenig sozial kompetent ist impulsiv hat ein hohes Stresslevel fühlt sich viel verantwortlich
desorganisiert
ist vernachlässigend ist bedrohlich ist misshandelnd ist Ursache für Trauma, Missbrauch
ist ängstlich zeigt Stereotypien ist impulsiv ist aggressiv ist wenig sozial kompetent
Wie kommt ihr zur sicheren Bindung?
Feinfühlig & liebevoll sein: Feinfühligkeit bedeutet, empathisch und angemessen auf Bedürfnisse und Äußerungen zu reagieren. Der Hund fühlt sich verstanden und selbstwirksam. Beispiel: Dein Hund bellt, weil er ein Geräusch gehört hat. Du gehst nachsehen und befriedigst damit seinen Wunsch nach Sicherheit. Du hast empathisch auf deinen Hund reagiert und er weiß, dass er sich mit seinen Sorgen an dich wenden kann (anstatt zu bellen).
Fürsorglich sein: Du kümmerst dich um die körperliche und psychische Gesundheit deines Hundes. Beispiel: du putzt deinem Hund regelmäßig die Zähne, um Schmerzen und Krankheiten vorzubeugen. Du knüpfst Futtergabe nicht an Bedingungen wie Leistung, Kunststücke oder Gehorsam.
Bedürfnisse erkennen und befriedigen: du versetzt dich in deinen Hund hinein und er bekommt von dir, was erbraucht. Beispiel: Dein Hund liebt es, kleinen Wildtieren nachzujagen. Du erkennst sein Jagdbedürfnis und lässt ihn draußen sein Futter im Futterbeutel hetzen und suchen.
Grenzen setzen: Hunde suchen nach Verbindlichkeit. Setze klare und sinnvolle Grenzen, an denen dein Hund sich orientieren kann. Beispiel: Dein Hund springt an dir hoch, weil du ein Käsebrot in der Hand hast. Du fixierst ihn mit deinem Blick und knurrst ihn an. Er versteht, dass du so einen Umgang mit dir und deinem Besitz nicht duldest, und nimmt sich zurück. Durch Grenzen lernt dein Hund Frustrationstoleranz und soziale Fertigkeiten.
Logische Konsequenzen setzen: Logische Konsequenzen hängen inhaltlich mit dem Verhalten zusammen. Beispiel: du unterhältst dich und dein Hund möchte wiederholt die andere Person anspringen. Du bringst ihn ruhig ins Auto und lässt ihn aus seiner Box heraus zugucken, wie du dich weiter unterhältst. Solange er noch nicht weiß, wie man sich zurücknimmt, kann er nicht dabei sein.
Sicherheit geben: sei der sichere Hafen für deinen Hund. Löse aktiv seine Probleme, vor allem dann, wenn er fragt. Beispiel: im Wald trefft ihr einen Menschen mit Rollator. Dein Hund findet den Rollator unheimlich und bellt. Du vergrößerst den Abstand und grüßt die andere Person freundlich, damit dein Hund sieht, dass keine Gefahr droht. Du bist Vorbild und dein Hund kann von dir lernen. Vom sicheren Hafen aus kann man weit segeln.
Berechenbar sein: dein Hund kann vorhersehen, wie du dich in bestimmten Situationen verhalten wirst. Er kann sein Verhalten und seine Erwartungen daran anpassen. Beispiel: Er gibt den Futterbeutel nicht ab. Du streitest nicht mit ihm, sondern suchst weiter und findest noch mehr Beutel. Nächstes Mal entscheidet er sich dazu, dir doch den Beutel zu geben, denn er weiß, wie du dich verhalten wirst.
In jeder Stunde gibt es ein anderes Abenteuer für dich und deinen Hund. Neben dem Spaß kommt dabei die Erziehung nicht zu kurz. Der Kurs ist dein Einstieg in die Welt teamorientierter, artgerechter Beschäftigung
Im Kurs lernst du, was dein Hund braucht, um sich sicher und wohl zu fühlen. Werde zu seinem Vorbild und ihr werdet euch noch besser aufeinander verlassen können.